Meine Bekehrung 1908, aufgezeichnet von Emma Wodtke im Mai 1951

 

Es war an einem schönen Sommerabend. Ich hatte das Abendbrot abgegeben, die Kinder gebadet und zu Bett gebracht. Mein Mann und noch zwei Herren saßen vorne im Garten und unterhielten sich.

 

Nach getaner Arbeit hatte ich oft das Bedürfnis, noch einmal durch Garten und Ställe zu gehen. Langsam ging ich durch den Garten und dann in den Stall, wo alles gesättigt schon in Ruhe lag. Zu beiden Seiten die Buchten, wo die Fettscheine lagen. Keines ließ sich in der Ruhe stören. Da ging es mir durch den Sinn und ich sagte mir, eigentlich kannst du doch recht glücklich sein. Hast Haus und Hof, einen lieben Mann und gesunde Kinder. Was brauche ich jetzt noch mehr? Mit diesem Gedanken trat ich durch die Tür, wieder auf den Hof. Da war mir, als ob etwas Dunkles aus der Luft auf mich zu kam und ich hörte jemand sagen: „Ja, aber du musst sterben!“

 

Ich erschrak und konnte das Wort nicht wieder los werden. Ich nahm mir vor, mein Leben mit Gott in Ordnung zu bringen. Ich versuchte es auf meine Art, führte das Tischgebet ein, sowie die Bibel lesen, fleißig zur Kirche gehen und auch sonst Gutes tun, wo ich nur wusste und konnte.

 

Bisweilen kam ich mir schon recht fromm vor, so dass ich meinte, Gott könnte mit mir doch schon zufrieden sein. Aber wenn ich in meiner Vermessenheit Gott so gefallen hätte, wie ich mir selber gefiel, dann wäre ja schon alles gut gewesen.

 

Eines Tages kam so ein alter Schuhmacher aus einem anderen Dorf, der sich ab und zu etwas zum Essen holte. Ich bin wohl wieder gerade nicht in guter Laune gewesen, denn statt ein Stück Brot gab ich ihm ein paar unfreundliche Worte und der gute Mann ging still davon. Nachher schlug mir mein Gewissen. Ich sagte mir: Also so sieht deine Frömmigkeit aus. So gut und so fromm bist du. Das Haus meiner Selbstgerechtigkeit war schnell zusammengestürzt. Dann fing ich wieder von vorne an. Es gab immer ein Auf und Nieder. Dabei merkte ich aber, dass der Heiland mich nie aus den Augen ließ. Der Geist Gottes trieb mich viel und oft ins Gebet, so dass mich mein Mann – euer Vater – manchmal lange ernst ansah, hat aber nichts gesagt.

 

Immer hab ich an meiner Selbstgerechtigkeit herumgeflickt, kam aber nicht einen Schritt vorwärts. Immer wieder stürzte alles zusammen, so dass ich oftmals ganz verzagt am Boden lag. Da hörte ich eines Tages einen Prediger sagen: Du Menschenkind, warum quälst du dich so. Lass doch los von dir selbst und von deiner Selbstgerechtigkeit und lass dich fallen in die Retterarme deines Heilandes. Sein Blut bedeckt auch deine Schuld und das Erlösungswerk deines Heilands ist ja vollständig auch für dich vollbracht. Das Kleid seiner Gerechtigkeit hat nur Gültigkeit und Wert im Himmel.

 

Ich ließ nun alles los und ließ mich fallen in die Arme meines Heilandes. Nun hatte ich Grund unter den Füßen und das volle Heil meiner Seele war mir sicher. Dafür preise ich meinen Heiland, so lange sich meine Zunge regt. Es ist unsere Pflicht und Schuldigkeit, dass wir Gott gehorchen und seinen Willen tun, aus Liebe und Dankbarkeit für alles, was er für uns getan hat, durch Christus, unseren Heiland. Aus eigener Kraft können wir nicht, doch der sein Werk in uns angefangen hat, wird es auch vollenden.

 

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Dieser Text  ist den „Erinnerungen“ von Emma Wodtke entnommen, die von Anita Weigel geb. Polenz im Dezember 1984 zusammen gestellt wurden.

 

n, die von Anita Weigel geb. Polenz im Dezember 1984 zusammen gestellt wurden.

 

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